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Frank Alva Buecheler ist fast so etwas wie ein hidden star des Theaters: ein sensibler Regisseur, der seine eigenwilligen Sichtweisen präzise in starken Bildern und Emotionen zu erzählen vermag, der immer mehr auch schreibt für das Theater – auf der anderen Seite ein ideen- und erfolgreicher Theatermanager im In- und Ausland, dem es jedoch stets mehr um die Sache als die Darstellung der eigenen Person geht. Als Theaterproduzent wurde Frank Alva Buecheler zu Beginn der 1990er Jahre allerdings weithin bekannt, als er seine erste Produktionsgesellschaft mit der Vision gründete, mitten im Hamburger Hafen, dem zweitgrößten Container-Terminal Europas, einen futuristischen Theaterbau zu errichten. Dass diese Idee in weniger als einem Jahr Realität wurde mit der Errichtung des THEATERS IM HAFEN, einem hoch modernem Haus mit 1500 Plätzen, ist nahezu unglaublich. Mit einem Schiffsshuttle über die Elbe gesetzt, erlebten hier in sechsjähriger Laufzeit mehr als dreieinhalb Millionen Zuschauer den internationalen Musicalhit BUDDY. In Bremen baute Frank Alva Buecheler ein weiteres modernes Musical- und Opernhaus, das 1999 mit seiner Originalproduktion von JEKYLL & HYDEeröffnet wurde. Mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet gastierte die Aufführung anschließend auch in Wien und Köln und wurde von insgesamt zweieinhalb Millionen Zuschauern gesehen. Doch nicht nur große Musicalproduktionen profitierten von Frank Alva Buechelers Engagement. 1997 erhielt die avantgardistische Opernproduktion von DON GIOVANNI IM E-WERK in Berlin, inszeniert von Katharina Thalbach, bei Publikum und Presse größten Zuspruch. Ein paar Jahre später erfuhr in Berlin auch Buechelers Produktion von Kurt Weills ONE TOUCH OF VENUS von Kennern hohe Wertschätzung, um dann aber schwer unter den Folgen von 9/11 zu leiden. Seit 1997 war Frank Alva Buecheler darüber hinaus Associate Producer des GAT German Theater Abroad in New York, das mit szenischen Lesungen und schließlich kompletten Inszenierungen deutschsprachige Autoren dem amerikanischen Publikum vorstellte. Sein Debut als Regisseur hatte Frank Alva Buecheler 1984 in Freiburg mit WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF? Schon damals, zu Beginn seiner Karriere, erkannten Kritiker den Kern seiner Ästhetik: höchst emotionales, eigensinniges wie zugleich präzises und vitales Interpretieren der Vorlagen. Zunehmend inszenierte Buecheler im Musiktheater, von Weill bis Lehár, von Rodgers bis Rossini und das im gesamten deutschsprachigen Raum, von Leipzig bis Luzern, von Aachen bis Hamburg. Als leidenschaftlicher Lehrer fördert Frank Alva Buecheler junge Schau-spieler, Regisseure und Theatermanager, leitet Workshops oder hält Master Classes an renommierten Theaterschulen und Akademien, so etwa in Leipzig, Hamburg oder Berlin. Buecheler war Gastprofessor am legendären Bauhaus in Dessau und ist Gastdozent der Bayerischen Theaterakademie in München. 2003 zog er sich vom Produzieren zurück, um Stücke zu schreiben, und auch als Regisseur wieder selber künstlerisch tätig zu sein. Schnell knüpfte er an seine frühere Regiearbeit an und inszenierte Ibsens Gespenster am Fränkischen Theater Schloss Massbach, was ihm in der Folge zu seinem Theaterlabor wurde, wo er unter der Intendanz von Anne Maar fernab der Aufgeregtheiten in den Metropolen neue, höchst erfolgreiche Wege auspro-bieren konnte. GESPENSTER wurde bereits von Zuschauern und Medien so gut aufgenommen, das in Zusammenarbeit mit der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin daraus der Film SONNTAGSLUFT entstand, bei dem kein Geringer als Michael Ballhaus für die Kamera verantwortlich zeichnete. Der Film war 2005 auf der Berlinale zu sehen und später im deutschen Fernsehen. 2006 wurde Frank Alva Buecheler aus Anlass des 100. Todestages von Henrik Ibsen von der Königlich Norwegischen Botschaft eingeladen, EN FOLKEFIENDE / EIN VOLKSFEIND für Berlin und Hamburg zu inszenieren. Es folgte Gerhart Hauptmanns EINSAME MENSCHEN in seiner eigenen Neufassung. Die Kritiken, die Frank Alva Buecheler für seine Inszenierung von Tennessee Williams GLASMENAGERIE erhielt, waren übertitelt mit: Das Geheimnis der Entschleunigung oder Das Spiel von der verlangsamten Zeit – und spiegeln so das Credo dieses Theatermachers, der dem German Regietheater längst den Rücken gekehrt hat. Im Sommer 2008 inszenierte Frank Alva Buecheler für die renommierten Bad Hersfelder Festspiele auf der riesigen Open Air Bühne Wildhorns JEKYLL & HYDE unter spektakulärer Hinzufügung von Nietzsche-Texten - und wurde mit einer Auslastung von 98 Prozent in seiner Überzeugung bestätigt, dass ein künstlerischer Anspruch dem Publikumsinteresse nicht entgegen steht. Im Gegenteil! Das beweist auch seine Skandal umtoste Uraufführung von Eric Woolfsons (The Alan Parsons Project) EDGAR ALLAN POE am Opernhaus Halle im Herbst 2009. Kurz darauf gelang Buecheler eine so spannungsreiche wie dennoch gelassene FRÄULEIN JULIE, in der Schauspieler jenseits aller Eitelkeiten brillierten – und die Titelheldin sich nicht am Ende umbringen musste, sondern heiter verzweifelt ihr Leben in die Hände nahm. Neben der Vorbereitung einer Reihe von neuen Produktionen, darunter die Uraufführung von Janet Sternburgs THE FIFTH STRING, arbeitet Frank Alva Buecheler zusammen mit dem britischen Popstar Neil Hannon (The Divine Comedy) an der Fertigstellung seiner Kammeroper IM MAI, für die Internatio-nalen Beethoven Feste in Bonn entsteht ein biografisches Schauspiel über den Komponisten. Ganz besonders liegt Frank Alva Buecheler derzeit aber auch der Abschluss seines theatertheoretischen Buches THEATERMACHT – Entschleunigungs- und Schönheitsanstalt – Wie das Theater im 21. Jahrhundert funktionieren kann sowie die umfangreiche Planung eines neuen, internationalen Theater-festivals am Herzen. Großartig! Wieso können Sie so was? Sind Sie Amerikaner? Deutsche können so was doch nicht. Frei vom amerikanischen Byzantinismus hat Jekyll & Hyde das Zeug zu einer Dreigroschenoper, zum europäischen Musical Eine Persönlichkeit von außergewöhnlicher Kreativität, deren charakterliche und berufliche Bildung und Entwicklung sich hier zu Lande üblichen Karrieremustern entzieht. Dies zeigt seine stringente künstlerische Theaterarbeit, seine erfolgreiche theaterpädagogische Tätigkeit ebenso wie seine außerordentlichen Leistungen als Initiator, Organisator und Kulturmanager großer und kleinerer Projekte und Produktionen. Die Vielfalt seiner künstlerischen und ökonomischen Kenntnisse wird durch umfangreiche internationale Erfahrung ergänzt. Buecheler ist eine Aktualisierung gelungen, die das Stück nicht verrät. Diese Produktion zeigt, dass man auch Persönlichkeiten für das Musical ausbilden kann, nicht nur Typen. Buecheler modernisiert nicht. Er belässt das Drama in seiner Zeit, zum Zittern dicht inszeniert und gespielt – hinreißend interpretiert. ... ein kleines Theaterwunder! In teilweise nur Minuten dauernden Sequenzen löst Buecheler ästhetisch konsequent Hauptmanns Fünf-Akt-Struktur auf. Das wirkt sperrig, illusionszerstörend, stellte die Textpassagen schlaglichtartig vor Augen. Mit genauester Choreographie und Personenregie machte Buecheler es seinen Zuschauern möglich, die nie vordergründigen Katastrophen in diesem Stück zu erfassen, das Beziehungsmosaik aus dem 19. auf einer im 21. Jahrhundert angesiedelten Ebene des Wissens um menschliche Verhaltens- und Fühlweisen zu verstehen. Selten hat man so viel Innenhandlung so greifbar und begreifbar dargestellt bekommen – und das in einem Stück, das schon vor einem Jahrhundert als verstaubt galt. Buecheler ist ein geradezu klinischer Sezierer, der absolut schnörkellos und in Konzentration auf das Wesentliche die Grenzen und Zwänge zeigt... von bestürzender Zeitlosigkeit... Was die Inszenierung zu einem Ereignis macht? Die Zeit wird eingesperrt in Frank Alva Buechelers Interpretation der Glasmenagerie. Die Zeit wird eingesperrt und in der üblichen Verlorenheit der Figuren in Tennessee Williams Drama leuchtet – wider Erwarten – ein leicht ironischer Hoffnungsschimmer. So kann man der umjubelten Premiere ein Zitat als Motto gegeben, das auch im Stück aufscheint: This it is, and nothing more! Ach, wie schön, diesmal muss sich Julie nicht umbringen. In der Produktion von Frank Alva Buecheler ist Strindbergs naturalistisches Trauerspiel das Drama einer Emanzipation, einer Befreiung. So fügt sich die Inszenierung zu einem enormen Spannungsfeld, das Buecheler – einmal mehr – sehr geschickt und sehr modern auflöst... Es war eine großartige Idee, die drei Akteure zum Schluss noch einmal einzelne Schlüsselsätze des Dramas rekapitulieren zu lassen, als würden sie aus einem Traum erwachen. Da konnte man auch als Zuschauer wieder zu einem Optimismus finden. Eine großartige Produktion. |
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You could almost call Frank Alva Buecheler one of the hidden stars of the theatre world. A director of great sensitivity, Frank is able to reproduce his highly personal visions into striking images and emotional explorations on the stage. Not only writing with increasing frequency for the stage, Frank has also been a successful theatre manager both at home and abroad and – always prefers to let his projects take centre-stage, rather than himself. As a producer however, Frank became widely known in the early 1990’s when he founded his first production company with the vision of establishing a brand-new theatre in the heart of the industrial docklands in the cosmopolitan city of Hamburg, Europe’s second largest container port. That this vision became reality in little over a year with the construction of the THEATER IM HAFEN, a state-of-the-art theatre with seating for 1500, is little short of incredible. Over 3.5 million theatre-goers over a six-year period enjoyed the experience of traveling across the River Elbe in a ferry to see the international hit show BUDDY. In 1999, Frank oversaw the establishment of a second state-of-the-art opera and musical theatre producing house in the city of Bremen. Buecheler’s first and original production there, JEKYLL & HYDE, not only won a host of awards and had further runs in Vienna and Cologne, but was seen by more than 2.5 million theatre-goers. Not only large-scale musical theatre productions benefited from Frank’s involvement. In 1997, the fringe opera production of DON GIOVANNI IM E-WERK directed by Katharina Thalbach in Berlin received critical acclaim, as did his production of Weill’s ONE TOUCH OF VENUS, a few years later also in Berlin, that was seriously affected by the consequences of 9/11. Since 1997 Frank has been an Associate Producer for the GTA German Theater Abroad company, based in New York. Annual stagings of rehearsed readings and finally full size Off-Broadway productions have introduced American audiences to a host of new German dramatists. Frank made his debut as a director in 1984 in Freiburg with a production of WHO’S AFRAID OF VIRGINIA WOOLF?and even at that early stage in his career, critics recognized the hallmarks of his style: a truthfulness to the text, an embracing of the emotional, a searing honesty and an unquenchable vitality. Frank increasingly focused on directing musical theatre pieces, ranging from Weill to Lehár, from Rodgers to Rossini in productions across Germany and Switzerland, from Leipzig to Lucerne, and from Aachen to Hamburg. Wishing to inspire the younger generation of performers, directors and theatre-lovers, Frank has held workshops and master classes at renowned drama colleges and universities throughout Germany, including Leipzig, Hamburg and Berlin. Frank was a guest professor at the renowned Bauhaus Academy in Dessau and is permanent guest teacher at the Bavarian Theatre Academy in Munich. In 2003, Frank took a step back from producing in order to focus on his writing, and also to explore the artistic opportunities offered by directing once again. With unexpected speed, Frank found himself directing a production of Ibsen’s Ghosts at the renowned Theatre-in-the-Castle Massbach in southern Germany. It was here, far away from the excitements and distractions of the big city, that Frank, under the management of Anne Maar, was able to experiment with new, and hugely successful, ways of working. Even the production of GHOSTS was so commercially and critically acclaimed that it was made into the film SONNTAGSLUF (SUNDAY AIR) in conjunction with the German Film and Television Academy (DFFB) in Berlin, with no less a person than Michael Ballhaus behind the camera assisted by his students. The film was shown at the Berlinale in 2005, and later on German television. In 2006, to commemorate the centenary of Henrik Ibsen, Frank was invited by the Norwegian Embassy to stage a production of EN FOLKEFIENDE / ENEMY OF THE POEPLEin Berlin and Hamburg, followed by Gerhart Hauptmann’s EINSAME MENSCHEN (LONELY PEOPLE). The reviews for Tennessee Williams’s THE GLASS MENAGREIEdirected by Frank in 2008 were headlined: The Secret Of Decelaration or Playing With The Time Slowed down reflecting the credo of the director who had turned away since a long time from the German Regietheater. For the Bad Hersfeld Open Air Festival in 2008 Frank directed JEKYLL & HYDE by integrating some Nietzsche quotations and made a smash hit both artistically and at the box office. This success underlines Frank’s belief in the harmony of artistic ambition and a wide audience’ acceptance what was proofed as well in autumn 2009 by his scandalous production at Halle Opera House for the world premiere of EDGAR ALLAN POE, Eric Woolfson’s (The Alan Parsons Project) last musical. Only two months later Frank showed his both breath taking and sovereign interpretation of Strindberg’s MISS JULIE presenting out standing acting beyond any vanity, and the eponymous hero had not to kill herself but live on – serenely, desperately and actively. Alongside the preparation of a number of new productions, including the premier of Janet Sternburgs THE FIFTH STRING, Frank is currently working with the internationally acclaimed British pop star Neil Hannon (of Divine Comedyfame), on his new chamber opera IN MAY. Frank is also in the process of creating a biographical piece about Beethoven, to be shown at the International Beethoven Festival in Bonn. Currently Frank’s attentions are focussed on completing his book THE POWER OF THEATRE, an examination and exploration of his theories on theatre, as well as the comprehensive planning for realizing his vision of a spectacular new international theatre festival. Gorgeous! How come you brought this into being? Are you American? Germans aren’t supposed to be able to do this kind of things. … free from American Byzantinism, Jekyll & Hyde has what it takes to be a Three Penny Opera, a truly European musical.Frankfurter Allgemeine Zeitung regarding JEKYLL & HYDE in Bremen 1999 … a person of exceptional creativity … a human being whose professional and personal development is unique and incomparable to any career path in this country. This is visible through his stringent artistic theatre work, his successful work in theatre education as well as his extraordinary performance as an initiator, organizer, and cultural manager of a variety of projects and productions. The multitude of his artistic and economic knowledge is complemented by extensive international experience.Prof. Dr. Hermann Rauhe, Chair of Theater Academy Hamburg, 2003 Buecheler has achieved a topicality….this production shows that a musical theatre piece can develop characters, and not only produce stereotypes Buecheler does not modernise. He leaves the play in its time. Acting and directing are so intense they cause shudders in the audience – a beautiful interpretation. A generation of directors is developing, directors who take Ibsen and his texts both literally and seriously. Buecheler’s direction of Ghosts is an outstanding and fascinating example. Buecheler virtually dissects the text and explores its limits and obsessions without flourish, concentrating only on the essential… … a theatre miracle! Not only concerning the text Buecheler has been dealing with his model in an aesthetically consistent way… Buecheler enables his audience to realize the catastrophes happening in this play which are never directly apparent, but atmospherically established; to understand the mosaic of relationships of the 19th century on a level of knowledge about human behavior and emotions which resides in the 21st. It is rare that one is being presented with … so much interior action in such a tangible and understandable way – and all this in a play which was already deemed outmoded a century ago. The enthusiastically greeted premiere could be supertitled by a quotation itself being part of the piece: This it is and nothing more! The production manages to create an all-encompassing tension. By allowing the actors to appear together at the end, recounting pivotal phases from the play as if awakening from a dream, is a theatrical masterstroke and allows Buecheler to resolve this tension in a most skilful, modern – and from an audience perspective – optimistic way. A truly magnificent production. |